Hymne an die Materie.
Gesegnet
seist du, herbe Materie, unfruchtbarer Boden, harter Fels,
du,
die du nur der Gewalt weichst und uns zwingst zu arbeiten, wenn wir essen
wollen.
Gesegnet
seist du, gefahrvolle Materie, gewalttätiges Meer, unzähmbare
Leidenschaft,
du,
die du uns verschlingst, wenn wir dich nicht anketten,.
Gesegnet
seist du, machtvolle Materie, unwiderstehliche Evolution, immer
neugeborene Wirklichkeit
Du,
die du in jedem Augenblick unsere Rahmen sprengst, uns zwingst, die Wahrheit
immer weiter zu verfolgen.
Gesegnet
seist du, universelle Materie, grenzenlose Dauer, uferloser Äther –
Dreifacher
Abgrund der Sterne, der Atome und der Generationen –
Du,
die du, unsere engen Maße überflutend und auflösend, uns die Dimensionen Gottes offenbarst.
Gesegnet
seist du, undurchdringliche Materie,
du,
die du, überall zwischen unsere Seelen und die Welt der Wesenheiten gespannt,
uns
vor Verlangen schmachten lässt, den nahtlosen Schleier der Phänomene zu
durchstoßen.
Gesegnet
seist du, tödliche Materie,
du,
die du uns, eines Tages in uns zerfallend, mit Gewalt in das Herz dessen
einführen wirst, was ist.
Ohne
dich, Materie, ohne deine Angriffe, ohne dein Herausreißen würden wir
träge, stillstehend, kindisch,
unwissend
um uns selbst und um Gott dahinleben.
Du
schlägst und du verbindest – du widerstehst und du beugst dich – du stürzest um
und baust auf –
Du
verkettest und du befreist – Saft unserer Seelen, Hand Gottes, Fleisch Christi,
Materie
ich segne dich.
Ich
grüße dich, unerschöpfliche Fähigkeit des Seins und der Transformation,
in
der die erwählte Substanz keimt und wächst.
Ich
grüße dich, universelle Potenz der Annäherung und Vereinigung, durch die sich
die Menge der Monaden verbindet
und
in der sie alle auf der Straße des Geistes konvergieren.
Ich
grüße dich, mit schöpferischer Kraft geladenes, göttliches Milieu, vom Geist
bewegter Ozean,
von
dem inkarnierten Wort gekneteter und beseelter Ton.
Pierre Teilhard de Chardin
( Französischer Jesuit, Paläontologe und Philosoph – 1881
bis 1955 )
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